Songkran in Bangkok

Ausnahmezustand in Silom zum thailändischen Neujahrsfest, Songkran 2011 / 2554

Zum traditionellen Neujahrsfest vom 13. bis 15. April heißt es in Bangkok vor allem baden und gebadet werden. Der buddhistische Brauch, des Badens der Älteren zum neuen Jahr, vom Abwaschen alles Schlechten, der rituellen Reinigung, entwickelte sich in den letzten Jahrzehnten, vor allem unter Jugendlichen zum Volksfestartigen "Jeder badet Jeden".

In der Praxis muss man sich das so vorstellen, dass nach der rituellen Reinigung der Wohnung am Vorabend und der Zeremonie in den Wats, den Klostern am Mittag, dann am Nachmittag zunehmend mehr, vor allem jugendliche Thais und selten auch Touristen sich zu den einschlägigen Wasserschlachten auf die Straße begeben. Ein solcher Ort in Bangkok ist die Silom Road im Bereich der Skytrain Station Sala Daeng / MRT Station Si Lom. Hier sind spätestens am Abend alle Feierwilligen von Wasserpistolen, Trinkflaschen, Schüsseln, Eimerchen und gar Feuerwehrschläuchen so lang und ausgiebig gebadet worden, dass es keine trockene Unterhose mehr zu geben scheint. Der einzige Weg die bereits völlig durchnässten Partygäste das Wasser dann noch spüren zu lassen heißt Eiswasser! Und dafür gibt es diverse Pickups, die riesige Wasserkübel gefüllt mit Eisbrocken transportieren. Auch an den diversen Getränkeständen – Eisbrocken gibt es Überall – das Wasser ist dementsprechend kalt. Während sich so mancher Partygast bei Kontakt mit dem Eiswasser aus der Pistole oder der entleerten Schüssel im Nacken noch krümmt, so sind es mit fortschreitender Stunde immer mehr ausgelassen tanzende Thais, ob groß oder klein, die sich über die Kühle Erfrischung in der lauen Sommernacht inmitten des heißen Gedränges wirklich freuen und dankbar zeigen.

Dies ist allerdings nicht der einzig allgegenwärtige Brauch, den man hier zu spüren bekommt. Natürlich ist es wie überall in Bangkok laut – in Sala Daeng ganz besonders. Ohne eigene, organisierte LKW-Staffel a la Loveparade ihr eigen nennen zu können, schaffen es die Thais mit diversen, privat organisierten Pickups die Straßen mit Musik und Krach zu füllen. Aber auch das Pudern ist beliebt. Wurde vom Brauch her ursprünglich eingepudert, so heißt dass hier in Bangkok vor allem Kreide. Und man bekommt auch keinen Strich mit einem Stück Tafelkreide ins Gesicht gemahlt, sondern die Kreide wird wiederum in kleinen Eimerchen mit Wasser zu Matsch verrührt, der dann herzallerliebst in die Gesichter der Mitmenschen geschmiert wird. Dieser ergießt sich dann im Laufe des Abends von Kopf bis Fuß, über die Songkran-Hemden bis schließlich in die allgegenwärtigen Fützen zu Kreideschleim. Dieser ist auf der Straße auch weitaus angenehmer als in den Augen, und man kann ganz nebenbei nochmal ordentlich die Flip-Flops durchspülen.

Wann das Licht ausgeknipst, oder besser gesagten die Hydranten abgestellt werden, konnten wir des Nachts nicht mehr ergründen. Nachdem wir unsere Pistole, die ungefähr 2 Liter Eiswasser fasst unzählige Male nachfüllen konnten, haben wir uns Nachts gegen 1 Uhr dann wieder auf den Weg zur heimischen Dusche gemacht. Die Straße war auch um diese Uhrzeit noch so stark von den feiernden Massen verstopft dass weder Autos noch ungeübte Fußgänger es hätten schaffen können, zum harten Kern Richtung Patpong und Sala Daeng vorzudringen. Am letzten Abend war es für thailändische Verhältnisse doch recht frisch geworden des Nachts – wer da nicht durchtanzt, den fröstelt es dann doch bei soviel oft kaltem Wasser.

 

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